„Udo” aus Wuppertal


Seit 25 Jahren ist Marcus Krey nebenberuflich Udo Lindenberg-Double. Der Star hat seinen Doppelgänger mit der rauen Singstimme selbst entdeckt. Jahrzehnte lang übernahm Krey für ihn die Tourneeproben.

von Isabel Klaas

WUPPERTAL Auf den ersten Blick sieht Marcus Krey Udo Lindenberg nicht gerade zum Verwechseln ähnlich. Auf den zweiten schon: spätestens, wenn er in Nadelstreifen-Sacco, den Hut tief in die Stirn gezogen und die große Sonnenbrille auf der Nase, die Mundwinkel runterzieht und das Kinn ein bisschen nach vorne schiebt. Und wenn er dann noch mit rauer Stimme „Baby, wenn ich down bin” anstimmt, dann ist das Double perfekt.

Seit 25 Jahren schlüpft der 43-jährige Wuppertaler Schlosser in den Ferien und seiner Freizeit in die Rolle des Altrockers, nuschelt mit rauchiger Stimme ins Mikro, bewegt sich schlacksig und leicht taumelig – so als habe er ein paar Whiskys zu viel intus – über die Bühne und schnippt dazu lässig mit den Fingern. Dass Krey heute auf allen möglichen Events ein begehrter Udo-Ersatz ist, hat er dem Meister selbst zu verdanken. „Ich habe immer gerne Musik gemacht und gesungen, aber ich war nie ein ausgesprochener Lindenberg-Fan”, gesteht er. „Es war 1984 bei einem Urlaub in Timmendorfer Strand. Da probte Lindenberg mit seiner Band in einer Halle für eine Tournee. Ich bin dann einfach aus Neugier da rein, hab' zugehört und dann so just for fun ein bisschen mitgesungen.” Das gefiel dem echten Udo wohl so gut, dass er Krey sein Mikro zuwarf und verschwand. „Du machst das schon”, war der einzige Kommentar. Von da an hatte der Wuppertaler einen Nebenjob: In den 80er und 90er Jahren bestritt er alle Tourneeproben mit der Band. „Udo schonte seine Stimme, und erschien lediglich zur Generalprobe.” Ab und zu durfte Krey dann mal mit dem Star auf die Bühne und mit ihm im Duett singen. Heute sind seine Udo-Lindenberg-Auftritte in Deutschland, der Schweiz und Österreich begehrt. Krey kommt auch gerne mal als „Eyecatcher” zur Vernissage oder verteilt zu besonderen Anlässen Autogramme. Ein paar Dinge haben der Wuppertaler und der Westfale mit Hang zu Schiffen und der See tatsächlich gemeinsam: „Wir laufen beide gerne Rollschuh und lieben alte Schwarz-Weiss-Schinken mit Humphrey Bogart”, sagt Krey. Und dann hat er – natürlich mit Zustimmung des Stars ” den gleichen Schneider und Hutmacher wie er. Und die Sonnenbrille ist eine Maßanfertigung aus Hamburg von Lindenbergs Haus-Optiker.

„Natürlich trage ich das Outfit nur auf der Bühne. Es würde mir nie im Leben einfallen, in Elberfeld im Lindenberg-Look rumzulaufen”, sagt Krey. „Außerdem ist die Brille viel zu teuer gewesen, um sie täglich zu tragen. Die liegt zwischen den Auftritten sehr gut abgesichert zu Hause.”

Zuviel Lindenberg muss nun auch nicht sein. „Es reicht schon, mit dieser Frisur rumzulaufen”, sagt er, und verweist auf die üppige Tolle im Nacken, „so zeitgemäß ist die ja nicht mehr”, sagt er grinsend. „Aber das ist eben der Preis, den man zahlt.”

Ansonsten hält er auf sein Vorbild große Stücke: „Das ist ein intelligenter Mensch, der sehr viel Wissen und Erfahrung in der Musik-Branche hat. Er engagiert sich in der Friedensbewegung und sagt immer seine Meinung frei heraus. Ich mag ihn.” Einmal hat er ihm sogar ein paar seiner geliebten schrillen Socken in Grellgrün geschenkt. „Die hat er dann beim nächsten Auftritt sofort angehabt”, freut sich Krey noch heute.

Doch der Wuppertaler kann auch anders: zum Beispiel Peter Maffay nachahmen. Die Körpergröße stimmt zwar nicht – denn Krey ist ein großer, kräftiger Mann und Maffay ein Zwerg – „aber die Stimme krieg' ich hin”, sagt er. „Ich habe eben so ein Talent, Musiker nachzuahmen. Sehr viel üben muss ich nie.”

www.udo-lindenberg-show.de oder 01 51 / 64 58 88 88

Quelle: Rheinische Post / Solinger Morgenpost vom 24. Juli 2009

Bildunterschrift (Foto: Thilo Saltmann)

Als Udo Lindenberg-Double hat Marcus Krey schon so manchen Double-Wettbewerb gewonnen. Das Original-Outfit wird in Hamburg von Lindenbergs Schneider gefertigt.

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