Der Lindenberg aus Wuppertal: Marcus ist mehr als Udos Double


von Jan Filipzik

PORTRÄT Marcus Krey kann den Rockstar nicht nur perfekt nachmachen. Beide verbindet seit 25 Jahren eine enge Freundschaft.

Der Tag, an dem U­do Lin­den­berg ihm bei ei­ner öffent­lich­en Pro­be am Timmen­dorfer Strand plötz­lich und ohne Vor­warnung sein Mikro­fon ent­ge­gen­warf, hat Mar­cus Kreys Le­ben für immer ver­än­dert. „Na­tür­lich fängt man so ein Ding dann, ist ja schließ­lich auch ganz schön teu­er”, grinst der 44 Jahre alte Wupper­taler. Doch was dann folg­te, das mach­te so­gar Pro­fi­mu­si­ker Lin­den­berg sprach­los. Mar­cus Krey sang – und zwar mit einer Stimme, die sich genau so an­hör­te, wie die des Ori­gi­nals. „Udo applaudierte, rief 'Zu­ga­be!' und mach­te sich dann ir­gend­wann aus dem Staub”, erinnert sich Krey. Den Rest des Ta­ges stand der Wupper­taler dann selbst auf der Büh­ne und probte mit Lin­den­bergs Band zu Ende. Einfach so.

„Das war schon edel. Ich hatte einen schönen Abend, konnte trinken so viel ich wollte und ging am Ende auch noch mit 200 bis 300 Mark nach Hause.”
Marcus Krey über seine Anfänge als Lindenberg-Double.

Doch zurück an den Anfang. Der war für Marcus Krey irgendwann in der Mitte der 70er Jahre. Er war zehn Jahre alt, hatte sich von seinem Onkel Udo-Platten ausgeliehen und sang fleißig mit. „Schon damals haben mir viele Leute gesagt, dass ich ein unheimliches Talent besitze, Stimmen zu Imitieren”, sagt Krey. Doch gedacht hat er sich dabei zunächst noch nichts. Erst, als das Geld während seiner Ausbildung zum Schlosser plötzlich knapp wurde, fing er an, in Discotheken bei so genannten Talentshows als Lindenberg-Double aufzutreten und zu singen. Dabei landete Krey regelmäßig auf den vorderen Plätzen. Gerne erinnert er sich auch heute noch an diese Zeit. „Das was schon edel. Ich hatte einen schönen Abend, konnte trinken so viel ich wollte und ging am Ende auch noch mit 200 bis 300 Mark nach Hause.”

Doch erst nach dem magischen Tag in Timmendorf vor 25 Jahren, im Sommer 1984, wurde aus Kreys anfänglichem Hobby Kreys zweiter Beruf. Stundenlang saß er damals nach seinem Auftritt noch mit Lindenberg an einer Bar – danach stand fest, dass sie beide in Zukunft gemeinsame Wege gehen würden.

Marcus stand bei Udo-Konzerten auch schon mal allein auf der Bühne

Bis in die 90er Jahre ging Krey mit Lindenberg auf Tour. Er probte mit und für ihn, begleitete ihn zu Fernsehshows und stand bei Konzerten sogar neben ihm und manchmal auch alleine auf der Bühne. „Es ist ein phänomenales Gefühl, wenn man durch sein Können die Menschen für einen Moment lang von ihren Sorgen und Nöten ablenken kann”, beschreibt Krey seine Leidenschaft.

Neben der gemeinsamen Arbeit mit Lindenberg arbeitet Krey auch heute noch als professionelles Double in Discotheken und auf privaten Veranstaltungen. Seit Lindenbergs Comeback im vergangenen Jahr steht sein Telefon nicht mehr still. „Viel besser kann es derzeit nicht mehr laufen. Seitdem stehe ich fast jedes Wochenende auf der Bühne.”

Beide Sänger verbindet seit 25 Jahren eine enge Freundschaft. Oft schreiben sie sich oder telefonieren miteinander. Das ist gerade für das Double Marcus Krey manchmal ein echter Vorteil. „Udo lässt alle seine Sachen maßanfertigen. Ich frage ihn dann oft: Sag mal Udo, wo hast du denn diesen Anzug her?”, lacht Krey. Und fügt hinzu: „Ich glaube, ich bin einer der wenigen Menschen, die Lindenbergs Schneider persönlich kennen.”

Und obwohl Krey eigentlich am liebsten jeden Tag auf der Bühne stehen würde, ist er manchmal doch ganz froh über einen Vorteil, den Udo Lindenberg eindeutig nicht hat. „Wenn ich nach meinen Auftritten den Hut und die Brille absetze und wieder nach Hause gehe, dann habe ich ein richtiges Privatleben. Wer mich dann trifft, der würde nie auf die Idee kommen, dass ich irgendwas mit Lindenberg zu tun habe.”

MARCUS KREY

DER MANN Der gelernte Schlosser wurde am 26. Januar 1965 in Düsseldorf geboren. Seit seiner Lehre steht er regelmäßig als Udo Lindenberg auf der Bühne, ganz selten auch als Peter Maffay. Leben kann er davon aber nur phasenweise. Seinen erlernten Beruf übt Krey daher auch heute nach aus.

www.udo-lindenberg-show.de

Quelle: Westdeutsche Zeitung / General-Anzeiger Wuppertal vom 07. Mai 2009

Bildunterschrift (Foto: Andreas Fischer)

Alles klar auf der Andrea Doria? Marcus Krey präsentiert sich fürs Foto in perfekter Udo-Lindenberg-Pose.

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Leben als Double